30.09.2021

4. Lausitzer Oberflächentage gut besucht

Oktoberfest-Stimmung in der Lausitz: Rund 110 Teilnehmer genossen Brathendl, Bier und Haxen bei den Lausitzer Oberflächentagen in Bischofswerda. Gastgeber Friedrich Kirchner, geschäftsführender Gesellschafter von FG Floortec und Organisator Andreas Colléte boten dazu ein abwechlungsreiches Fachprogramm an Vorträgen und Workshops so unterschiedlicher Unternehmen wie Asuso, Bostik, Hinterseer, Jumpax, Murexin, Olivenholzparkett, Roll, Scheucher, Shaper Tools, Stauf und Woca.

Achtung vor Zombie-Unternehmen

Zum Einstieg gab Juristin Marion Kenklies eine Amtwort auf die Frage: Was, wenn der Auftraggeber in Insolvenz geht? Bisher habe zwar die bundesrechtliche Aussetzung der Insolvenzanfechtung die schon 2020 erwartete Insolvenzwelle hinausgezögert. Im Gegensatz zu den um 51,1 % gestiegenen Privatinsolvenzen im ersten Halbjahr 2021 hätten im gleichen Zeitraum 17,7 % weniger Firmen Insolvenz angemeldet.

Aber: Kenklies befürchtet viele „Zombie-Unternehmen“, sich „halbtot dahinschleppende Betriebe“, die über kurz oder lang den Gang zum Amtgericht antreten müssen. Pech, wer für solche Unternehmen Boden verlegt. Er muss damit rechnen, kein Geld für seine Leistung zu bekommen – die Ausfallquote liegt bei über 96 %. Besser fährt der Handwerker, wenn er sich rechtzeitig schlau macht, was es mit dem StaRUG, dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz, auf sich hat. Und vor Vertragsabschluss sollte er die Bonität seines Auftraggebers prüfen, die eigene Liquidität gut planen und ein geordnetes Rechnungs- und Forderungsmanagement betreiben.

Netzwerk Parkett

Rechtliche Fragen werfen auch betriebseigene Webseiten auf. "Unsere Branche müsste das Internet beobachten und durchforsten, was alles an Parkettarbeiten im Angebot ist", meinte Andreas Colléte. Immerhin dürfe mit dem wieder eingeführten Meisterzwang nicht jeder Ungelernte alles ausführen. Er plädiert für eine Art Zusammenschluss von Profis mittels seines Webportals "Netzwerk Parkett", das online viele Dienste, Rechtstexte und Problemlösungen für innungsgebundene Handwerker bietet – und für Endkunden die Parkettlegersuche. Und laut Colléte, suchmaschinentechnisch auf dem aktuellsten Google-Stand ist. Ein Tipp zudem für jede betriebliche Website: eine Cookie-Box ist gesetzlich vorgeschrieben.

Vor dem Grundieren Parkett wässern

Hilfreiche Hinweise für die Verlegepraxis gab es von Dr. David Reindl, Laborleiter von Dr. Schutz. "Vor dem Grundieren eines verlegten Holzbodens immer vorwässern“, riet er eindringlich. Warum? Weil Wasser die Oberfläche des Holzes wie einen trockenen Schwamm wachsen lässt und aufnahmefähig für das macht, was dann kommt. So feuert man die Farbgebung an und steigert den Imprägniereffekt der Öl- oder Silanimprägnierung. Wichtig dabei: "Immer bis zur Sättigung des Holzes auftragen, sonst bleiben Spuren des Spachtelschlages sichtbar." Anschließend empfiehlt der Chemiker auspolieren, aber keinen Zwischenschliff.

Besonders ein Beschichtungsaufbau mit Ölgrundierung und Wasserlack benötige ein Vorwässern. Ohne ziehe das trockene Holz nämlich Wasser aus dem Lack, wo es eigentlich als Filmbildehilfsmittel benötigt wird. Tropft später Wasser auf einen so lackierten Boden, gibt es Flecken.

Exotenholzer sind besonders diffizil. Dr. Reindl: "Dort besteht die Gefahr des Ausblutens von Holzinhaltsstoffen. Deshalb beim Hersteller von Grundierung und Lacken anfragen, ob eine pH-Wert-saure Imprägnier- und Beschichtungslösung zur Verfügung steht."

Fußbodenkühlung birgt Probleme

80 % aller Fußbodenheizungen können theoretisch auch als Kühlung eingesetzt werden. Ein Schreckgespenst für Parkettleger, denn Kühlung am Boden bedeutet in feuchtwarmen Jahreszeiten Nässe im Holz. Was mit 7 % idealer Holzfeuchte eingebaut wurde, kann ein Auffeuchten auf 13 % oder mehr kaum verkraften.

Manfred Weber, Sachverständigen-Obmann im BVPF und stellvertretender Bundesinnungsmeister, kennt Aufwölbung, Schüsselung und Querkrümmung, Deckschichtablösung und Fugen aufgrund der Stauchung von Holzzellen. Ursachen sind falsche Installation oder Einstellung der Kühlung: Rohre haben zu weiten Abstand, die Strömungsgeschwindigkeit ist zu gering, die Kühlung drei oder mehr Grad kälter als die Außentemperatur, die Kühlzeit dauert zu lange und das Parkett bekommt keine Erholungsphase.

Den Parkettleger sieht Manfred Weber hier nicht in der Pflicht. Der müsse gemäß DIN 18356 nach Fertigstellung und Rechnungsübergabe nur eine Pflegeanweisung mit Hinweis auf das geeignete Raumklima übergeben. Vorher ist der Planer oder Auftraggeber verantwortlich. Er hat gemäß DIN EN 1264 eine Hinweispflicht gegenüber dem Handwerker. Weber: 80 % aller Fußbodenheizungen können theoretisch auch als Kühlung eingesetzt werden.

Fehler beim Einbau der Fußbodenheizung

Wurde eine Fußbodenheizung korrekt eingebaut? Der Parkett- und Bodenleger kann nicht sehen, was verborgen im Estrich liegt. Parkettlegermeister Andreas Riedel zeigte das Schadensbild eines blasenbildenden elastischen Belags in einer Schule. Die Ursache zeigte sich erst, als der Heizkreisverteiler geöffnet wurde. Von dort tropfte stetig Wasser aus einer defekten Dichtung und lief entlang der Heizungsrohre in den Estrich.

Aus der Praxis bekannt sind aber auch viele andere Fehler einer Fußbodenheizung, die sich auf den Oberbelag auswirken: Rohre liegen zu eng beieinander oder zu nah an der Oberfläche, Temperaturen sind zu hoch oder Wärmeverteilleitungen sind nicht gedämmt. Wie kann der Handwerker, der den Oberboden verlegt, Folgeprobleme vermeiden? Viele Alternativen bleiben ihm nicht: Bedenken anmelden, die Schnittstellenkoordination bemühen, die besagte Pflegeanweisung nicht vergessen. Es gibt ein sogenanntes Positionspapier Bundesverband Flächenheizung/Flächenkühlung, es gibt eine DIN 12831 für Innenraumtemperaturen (Heizlast) und auch die Energieeinsparverordnung (EnEV) enthält Anforderungen. Doch dem Heizungsbauer bei der Installation über die Schulter zu schauen, ist nicht Aufgabe des Parkett- und Bodenlegers. Und einen späteren Schaden seiner Verlegung muss er sich nicht zuziehen. Die Ursache des Problems liegt nicht selten tief im Estrich.

Estrichrisse verharzen

Kompetenter Ansprechpartner, wenn es um Estrich geht, ist Thomas Allmendinger, gelernter Parkettleger und Estrichsachverständiger. Er zeigte Bilder eines auf 1.500 m2 wahllos gerissenen Estrichs. Vermuteter Grund: schlechtes Estrichmaterial oder Überwässerung bei der Schüttung. Kann man so viele Risse verharzen? Die verantwortliche Firma bestand auf ihrem Nachbesserungsrecht und tat es. Doch das Epoxidharz drang nicht tief genug in die Risse. Erst im zweiten Anlauf gelang es. Thomas Allmendinger nennt die richtige Vorgehensweise: „Risse müssen nachgeschnitten, Bewegungsfugen begradigt und der Staub muss mit Pressluft ausgeblasen und dann abgesaugt werden.“
4. Lausitzer Oberflächentage gut besucht
Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Oktoberfest-Stimmung in der Lausitz: Rund 110 Teilnehmer genossen Brathendl, Bier und Haxen bei den Lausitzer Oberflächentagen in Bischofswerda
4. Lausitzer Oberflächentage gut besucht
Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Marion Kenklies: „Vor Vertragsabschluss die Bonität des Auftraggebers prüfen, eigene Liquidität gut planen und Rechnungs- und Forderungsmanagement nicht vergessesn.“
4. Lausitzer Oberflächentage gut besucht
Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Andreas Colléte demonstriert die neue Treppenbodenfräse von FG Floortec.
4. Lausitzer Oberflächentage gut besucht
Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Dr. David Reindl: „Vor dem Grundieren eines verlegten Holzbodens immer vorwässern.“
4. Lausitzer Oberflächentage gut besucht
Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Manfred Weber: Fußbodenkühlung führt häufig zur Auffeuchtung des Fußbodens.
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Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Thomas Allmendinger (l.) und Andreas Riedel: Schäden an Estrichkonstruktionen wirken sich auf den Oberbelag aus.
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Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Expertengespräch beim Woca-Workshop.
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Foto/Grafik: SN Verlag/Henrik Stoldt
Giuseppe Giancimino ist auf Olivenholzparkett spezialisiert, das einen ganz eigenen Charakter hat.
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