28.02.2022

Verlegetechnik: Kaum ein Neuprodukt ohne Mehrwert für die Umwelt

Neuprodukte müssen 2022 erneut ohne gebührende Präsentation auf den großen Fachmessen auskommen – ohne den Megatrend Nachhaltigkeit kommen sie jedoch nicht aus: Unisono machen die Anbieter von Verlegewerkstoffen, Oberflächenbehandlungen und Verlegezubehör über alle Anwendungen der Fußbodentechnik hinweg Aspekte der Umwelt zum Maß der Dinge.

Das zweite Jahr in Folge gehen die Anbieter von Verlegewerkstoffen, Oberflächenlösungen und Verlegezubehör mit ihren Neu- und Weiterentwicklungen ohne den großen Auftritt auf Messebühnen in das neue Sortimentsjahr. Mehr als von innovativen Produkttechnologien ist seit Monaten sowieso insbesondere in der Bauchemie von Rohstoffknapppheit, Lieferproblemen und Preissteigerungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette die Rede. Neben vielen Rohstoffen sind auch Energie, Verpackungen und Paletten, Transport und Personal deutlich teurer geworden. Hört man sich in der Branche um, rechnet 2022 kaum jemand mit einer Entspannung der Lage. „Angebotsseitige Engpässe und Störungen der globalen Lieferketten aufgrund von harten Lockdowns, hoher Nachfrage, geringen Transportkapazitäten, Handelskonflikten, etc. zählen aktuell zu den größten gesamtwirtschaftlichen Herausforderungen. Auch die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wurde und wird daher spürbar von den Engpässen beeinträchtigt“, konstatiert etwa Dr. Uwe Gruber, Geschäftsführer Mapei Deutschland. Da sich die genannten Phänomene branchenübergreifend darstellen, könne es auch zu Engpässen bei Bauprodukten kommen. „Insgesamt ist nicht mit einer schnellen globalen Entschärfung der Engpass-Problematik zu rechnen, was somit auch die weitere Preisentwicklung dominieren dürfte.“

Auch Carsten Bockmühl, Leiter Vertrieb und Marketing Stauf, sieht keine Entspannungen am Rohstoffmarkt: „Die Planungssicherheit hat sich bisher nicht signifikant verbessert. Die durch die Verknappung und unvermindert starke Nachfrage erheblich verteuerten Rohstoffe und die Preissteigerungen für Energie und Logistik sind Herausforderungen, denen wir uns – und letztendlich auch unsere Kunden sich stellen müssen.“ Von weiteren Teuerungen geht auch Franz Neuhofer aus: „Die Rohstoffpreise und Energiekosten sowie die Inflation steigen wieder massiv an. Wir setzen aber alles daran, diese Preissteigerungen nicht nochmals an unsere Kunden weitergeben zu müssen“, verspricht der geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Leistenherstellers aus Österreich.

Und Francesco Fardella, Sales Manager – Special Boards bei dem Verlegeunterlagenhersteller Katz, verweist bei der Frage nach der weiteren Preisentwicklung für sein Unternehmen insbesondere auf die hohen Energiekosten: „Gas und Elektrizität machen mehr als 60 % der Produktionskosten aus.“ Dagegen habe sich die Logistiksituation etwas entspannt. „Frachtraum und Seecontainer sind wieder verfügbar. Wir verzeichnen einen sehr hohen Auftragseingang und haben daher aktuell verlängerte Lieferzeiten. „Abzuwarten bleibe jedoch, ob sich die Kunden nur die Lager füllen, aus Sorge keine Ware zu bekommen – oder ob sich der Markt wirklich so schnell erholt.

Alternative Rohstoffe werden zum Treiber der Produktentwicklung

Abseits der derzeitigen gesamtwirtschaftlichen Unwägbarkeiten im nunmehr dritten Jahr der Pandemie bleiben bei den Herstellern von Verlegewerkstoffen, Oberflächenbehandlungen und Verlegezubehör über alle Anwendungen der Fußbodentechnik hinweg Aspekte der Nachhaltigkeit und der Wohngesundheit maßgeblich. Und daran wird sich auch langfristig nichts ändern, da politische Maßnahmen die Industrien vor unumgängliche Herausforderungen stellen: Mit der EU-Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit (CSS) soll das europäische Chemikalien- und Produktrecht deutlich verschärft werden. Dies trifft auch den Bauchemiesektor, dessen Produkte gerade für die Erreichung der Klimaziele des European Green Deal zentral seien, stellt die Deutsche Bauchemie fest. In diesem Zusammenhang erklärte Philipp Utz, Vorstandsmitglied der Uzin Utz AG, gegenüber Parkett Magazin: „Uns werden in der Chemiebranche auch Entwicklungen im Zusammenhang mit dem EU-Green Deal besonders treffen. Rohstoffquellen, die wir bisher selbstverständlich genutzt haben, könnten in Zukunft 'versiegen'.“ Erforderlich werde daher ein deutlich flexiblerer Umgang mit alternativen Rohstoffen und der Aufbau größerer Bestände an den Standorten.

Die Entwicklung und Produktion von umweltfreundlichen Oberflächenbehandlungen, in denen natürliche Rohstoffe anstelle von chemischen zum Einsatz kommen, hat unter anderem bei Woca Denmark hohe Priorität. „Komponenten, die wir in Öle, Seifen, Lacke usw. mischen, sollten auf natürliche Weise gewonnen werden, wann immer dies möglich ist“, erklären die Dänen. Mit einem VOC-freien Öl und einer VOC-freien Tonerpaste wurde nun ein vollständig VOC-freies Ölsystem auf den Markt gebracht. Ebenso konsequent betont der Industrielackanbieter IVM Chemicals seine Ausrichtung auf Produkte auf Basis nachwachsender Rohstoffe. Daher wurde die UV-Öko-Serie der Marke Croma Lacke jetzt nochmals weiter ausgebaut. Und der Parkettspezialist Pallmann hat mit Pall-X Zero seine erste lösemittelfreie 1K-Versiegelung eingeführt. Somit bieten die Würzburger neben dem zweikomponentigen nun auch ein lösemittelfreies einkomponentiges Versiegelungssystem für Parkett an.

Bei Parkettklebstoffen setzt sich der Trend zu Leichtklebstoffen weiter durch. Entsprechende Produkte aus Silanbasis haben unter anderem Mapei und Murexin in ihrem Portfolio, jetzt besetzt auch Stauf dieses Feld: „Wir arbeiten gerade an einer neuen Generation Parkettklebstoffe, die eine deutlich geringere Dichte aufweisen als herkömmliche Klebstoffe und gleichzeitig wesentlich ergiebiger sind“, verrät Carsten Bockmühl. Das geringere Gewicht spart Ressourcen, wirkt sich günstig auf die Transportkosten und -emissionen aus und schont zudem den Verarbeiter. Stauf bringt jeweils einen Dispersions-, einen Silan- und einen Polyurethanklebstoff mit diesen Eigenschaften zur Marktreife.

Last but not least beherrscht die steigende Nachfrage nach nachhaltig produzierten und ressourcenschonenden Bauprodukten auch die Weiterentwicklung der Verlegezubehör-Sortimente. Zum Beispiel bei dem hessischen Dämmunterlagenhersteller Selit: „Der Handel baut seit Jahren sein Angebot in diesem Bereich aus“, heißt es. Ein wichtiger Fokus liege dabei auf der Wiederverwendbarkeit und Rückführung von Produkten und Verpackungen. Für seine neu entwickelte Seliteco-Verlegeunterlage wie auch für deren Verpackung verwendet der Hersteller daher konsequent recyclathaltige Materialien.

Imke Laurinat

Diese und weitere Neuvorstellungen aus den aktuellen Sortimenten für die Verlegung von Parkett und anderen Bodenbelägen finden Sie in Parkett Magazin 03/22.
Verlegetechnik: Kaum ein Neuprodukt ohne Mehrwert für die Umwelt
Foto/Grafik: Woca
Riecht nicht und dünstet keine Schadstoffe aus: Lösemittelfreie Oberflächenbehandlungen, hier Woca Hardwachs Oil Extreme, erhalten und betonen die Natürlichkeit eines Holzbodens.
Verlegetechnik: Kaum ein Neuprodukt ohne Mehrwert für die Umwelt
Foto/Grafik: Woca
Die Substitution chemischer Bestandteile durch Alternativen auf Basis nachwachsender Rohstoffe steht in der Forschung und Entwicklung neuer Produkte im Fokus.
Verlegetechnik: Kaum ein Neuprodukt ohne Mehrwert für die Umwelt
Foto/Grafik: Bostik
Silikon- und lösemittelfrei, geruchsneutral und leicht aufzutragen: SMP-Parkettklebstoffe der neuen Generation, hier Bostik Wood H770 Eco Premium, können ohne Belastung der Raumluft geklebt werden.
Parkett Magazin
Parkett Magazin
Kontakt
  • Kontakt Redaktion
  • Kontakt Anzeigen
  • Kontakt Leserservice

Verlag