07.05.2025

Aktuelle Marktumfrage: Etwas mehr Zuversicht in der Parkettbranche

Volle Auftragsbücher im Parketthandwerk, eine leichte Belebung im Holz- und Bodenbelagshandel und in der Industrie die Hoffnung auf eine Erholung in kleinen Schritten. So könnte man verkürzt die Stimmungen beschreiben, die Parkett Magazin bei Branchenvertretern aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette eingeholt hat. Jetzt gehe es mehr denn je darum, die einmalige Chance der Nachhaltigkeit von Parkett richtig zu nutzen, war man sich einig.

Am Rande der Verleihung des Parkett Star 2025 fragte Parkett Magazin namhafte Unternehmer aus dem Parketthandwerk und dem Fachhandel sowie Vertreter aus der Industrie und von Holzhandelskooperationen nach der Stimmung in ihren Unternehmen und in den Märkten im ersten Quartal 2025. Dass es angesichts der anhaltenden Konjunkturschwäche und multiplen politischen Ungewissheiten kein einfaches Jahr sein würde, daran hatte bekanntermaßen schon im Vorfeld niemand gezweifelt. Doch worauf sollte sich die Branche einstellen?

Das Fachhandwerk erfährt offenbar seit Jahresbeginn eine Belebung und wird in der Baukrise gestützt von Privatkunden und der Renovierung. So berichtete der oberbayerische Parkettlegermeister Bernhard Zehetmaier (Fussböden Zehetmair, Miesbach) von zurzeit extrem vollen Auftragsbüchern: „Der Immobilienverkauf im Großraum München zieht langsam etwas an, es geht wieder leicht los. Das Bauträgergeschäft hinkt noch hinterher, aber das Endkundengeschäft mit privaten Renovierungen, besonders mit umfangreichen Kernsanierungen, entwickelt sich seit Januar bei uns in der Region stark.“ Auch in Duisburg und Umfeld gibt es genug zu tun, pflichtete ihm Pascal Klingels (Fussböden Klingels & Söhne, Duisburg) bei: „Wir sind seit jeher im Privatbereich unterwegs und können daher nicht klagen.“ Der Neubau sei dagegen „momentan gefühlt tot“. „Ein bisschen Einfamilienhausneubau, aber das ist auch alles. Ansonsten renovieren wir sehr viel. Und wir schleifen sehr viel – ich habe das Gefühl, die Sonne kam raus und die Leute griffen zum Telefon.“

Das Handwerk bringt Belebung in den Fachhandel

Zurückhaltend optimistisch ist die Stimmung derweil im Holz- und Bodenbelagshandel. „Wir sehen seit Januar in unserem Einzelhandelsgeschäft eine klare Belebung; in der Ausstellung ist deutlich mehr Frequenz“, sagt Markus Schwab (Holz-Zentrum Schwab, Hockenheim). Er sei zuversichtlich, dass die Belebung anhält. „Der Holzgroßhandel ist immer ein wenig verzögert – wenn die Nachfrage im Handwerk anzieht, dauert es, bis sie bei uns ankommt.“ Und auch Johann Ziller (Holzfachzentrum Ziller, Nürnberg) bestätigt eine leicht gestiegene Nachfrage: „Die Bodenbildung ist offensichtlich erreicht.“ Den erfolgreichen Nürnberger Holzeinzelhändler treibt jedoch das Thema Nachhaltigkeit um, weil ausgerechnet das klassische Parkettgeschäft nicht richtig in Gang kommt.

Von Großhandelsseite sprach Jörg L. Jordan (W. & L. Jordan, Kassel) von einer deutlichen Belebung mit Handwerkskunden. „Bauträger großer Objekte schlafen im Moment noch tief und fest einen Winterschlaf, aber kleine und mittlere Objekte werden gebaut“, sagte er. „Wir sind mit unseren Kundenstrukturen mehr im privaten Bereich unterwegs; das Geschäft hat sich im ersten Quartal mehr als stabilisiert.“ Jetzt bleibe zu hoffen, dass die Politik zu weiterer Zuversicht beitrage, etwa mit Konjunkturprogrammen zur Verbesserung der Infrastruktur, von denen dann auch die Bodenbranche profitieren könne. „Es bleiben viele Fragezeichen für die Zukunft, aber auch ein bisschen mehr Zuversicht als vor einem Jahr.“

Die Kooperationen Holzland und Holzring signalisieren ebenfalls einen „sehr vorsichtigen Optimismus für den Parketthandel insgesamt“. Nachdem der Holzring 2024 mit einer „ganz hellroten Null“ abgeschlossen habe, wie Maik Möhle (Produktmanagement Innenausbau/Bauelemente Holzring) berichtete, lagen die Umsätze der Gesellschafter in den ersten zwei Monaten 2025 insgesamt leicht über Vorjahr. „Doch das Bild ist geteilt. Im Bereich Fußboden gibt es sehr gut performende Gesellschafter mit zweistelligen Umsatzzuwächsen und es gibt – auch den Importen geschuldet – genauso die andere Richtung.“ Dem pflichtete Stefan Röller (Bereichsleiter Mitgliederbetreuung Holzland) bei und stellte fest: „Es täte uns allen gut, wenn wir uns wieder auf bestimmte Werte der Nachhaltigkeit zurückbesinnen.“ Er hofft infolge der verhängten Strafzölle auf chinesische Einfuhren von Mehrschichtparkett auf ein Umdenken der Verbraucher. „Wir haben den nachhaltigsten Werkstoff überhaupt, aber es in den letzten zwei Jahrzehnten nie geschafft, dies auch nach außen zu transportieren. Daran sollten wir arbeiten.“

Ganz vorsichtiger Optimismus bei Bodenherstellern

Die Industrie repräsentierte in der Gesprächsrunde unter anderem Gerold Schmidt (Mitglied der Geschäftsführung Hamberger Flooring). Das Familienunternehmen sei nach zwei sehr schweren Jahren, in denen es unter dem starken Preisdruck der Konkurrenz aus Asien von seiner Basis gezehrt habe, mit einer extrem konservativen Planung in das Jahr 2025 gegangen – und habe dann drei Monate „deutlich über Plan“ abgeschlossen. „Leicht auch über Vorjahr“, sagt Schmidt. „Aber was uns gerade wirklich freut, sind die guten Gespräche, die wir im Moment mit unseren Kunden führen – das motiviert uns.“ Der Zeitpunkt könnte nicht besser passen, denn die Stephanskirchener feiern zurzeit 75 Jahre Parkettproduktion und die Marketingkampagne zum Jubiläum befeuert den Erfolg der regionalen Traditionsmarke.

Vom familiengeführten hin zu einem Branchenplayer mit internationalem Hintergrund: „Wir haben mit sehr schlechten ersten Monaten 2025 gerechnet, dann kam es besser als erwartet. Momentan sind wir ganz vorsichtig optimistisch“, erklärte Dirk Boll (Vertriebsleiter EMEA, Parador). „Unser großer Vorteil ist, dass wir neben Parkett auch andere Hartböden anbieten können und relativ breit global aufgestellt sind.“ Die Zugehörigkeit zu einem Großkonzern ermögliche dem Coesfelder Bodenbelagshersteller, auch in Zeiten schwacher Konjunktur zu investieren und neue Aktivitäten in definierten Marktsegmenten anzugehen.

Von einer Trendwende für die Bauwerk Group im zweiten Halbjahr 2024 in den DACH-Märkten berichtete indes der frühere CEO und heutiges Aufsichtsratsmitglied Klaus Brammertz. Nach zunächst zwei positiven Quartalen mit dem Handwerk ziehe seit Beginn 2025 auch der Handel wieder an, der Ende 2024 seine Lager bereinigt hatte. „Wir sind am Beginn eines positiven Trends bei Parkett“, sagte Brammertz und benannte dann zwei für die europäische Parkettindustrie brisante Entwicklungen: „Chinaware ist ein Faktor – natürlich ist es nicht akzeptabel, wenn höchst subventionierte Produkte nach Europa kommen und dann fast chancengleich betrachtet werden. Doch aus dem Wettbewerb getrieben hat uns die eklatante Verteuerung des Rohstoffs – Parkett kostet heute 30 bis 35 % mehr als vor der Corona-Pandemie – und das ist ein Riesenthema, weil wir mit der Wertigkeit des Produktes gewisse Mittelstandsbereiche verlassen haben.“

Lehren aus der Krise und Zukunftsperspektiven

Aus der Perspektive des Deutsch/Schweizer-Doppelstaatsbürgers bereitet Brammertz die negative Einstellung in Deutschland Sorge.“Ich wünsche mir mehr Mut und Hoffnung für diese große europäische Wirtschaftsnation.“ Bei den Eidgenossen laufe es deutlich besser: „Obwohl Parkett auch in der Schweiz 30 % teurer geworden ist, und damit weit ab von jedem Alternativprodukt liegt, hält es immer noch einen Anteil von 11 % am Bodenbelagsmarkt. Wohingegen wir in ganz Europa nur noch bei 4,7 % sind“, stellte er fest. Dass die Endverbraucher gleichzeitig zu 55 % Holzoptiken kaufen, sei eine fatale Tendenz. 7 % Parkettanteil im europäischen Bodenbelagsmarkt nannte Brammertz als Zielmarke. „Genügend Rohstoff wäre vorhanden - wenn zur Eiche zusätzlich alternative Holzarten gefördert würden.“

Um die einmalige Chance der Nachhaltigkeit von Parkett richtig zu nutzen, brauche es eine konzertierte Marketingaktion und die Bereitschaft, dafür branchenbezogen etwas zu tun, forderte der erfahrene Manager. „Wir haben in der Parkettbranche nie gelernt, sinnvoll zu kooperieren und an einem Strang zu ziehen. Zum Beispiel, was Nachhaltigkeit betrifft – die größte Opportunität, die es gibt, weil wir das einzige wirklich nachhaltige Material haben. Aber wir schaffen es nicht, daraus eine Story zu machen und zu transportieren“, kritisierte Brammertz und mahnte mehr Einigkeit statt Eigeninteresse im Wettbewerb an.

Dabei ist die Idee einer Initiative Pro Parkett in der Branche keineswegs neu. Klaus Stolzenberger (Markenverantwortlicher Pallmann) nahm den Faden auf, um einmal mehr dafür zu werben: „Beim Thema Nachhaltigkeit können wir mit unserem Produkt Parkett absolut punkten. Wir haben damit eine Alleinstellung im Markt – und viele gute Argumente, wenn wir alle an einem Strang ziehen würden. Dazu brauchen wir aber alle an der Wertschöpfung Beteiligten, neben der Industrie auch das Handwerk und den Handel.“

Und noch etwas braucht es, ist Dirk Boll überzeugt, nämlich den Gesetzgeber: „Wir werden uns Mechanismen der Nachhaltigkeit stellen müssen, eine davon ist die Kompensation von CO2-Emissionen.“ Auch die Wiederaufnahme von eingebauten Parkettböden und ihre partielle Neuverwendung nannte er als ein konkretes Beispiel.

Und welche praktischen Erfahrungen machen Parkettleger und -händler in punkto Nachhaltigkeit mit ihren Kunden? „Wir sind Parkettleger und deswegen kommt der nachhaltig orientierte Kunde zu uns“, konstatiert Pascal Klingels. In seiner Ausstellung gelinge es ihm oft, seine Kunden von einem langlebigen Holzboden zu überzeugen. Thema Nummer Eins sei in der Beratung aber der Preis – und dann falle die Entscheidung häufig zugunsten eines Designbodens. Vor zwei Jahren sei das noch anders gewesen. „Wir machen Holzeinzelhandel seit 45 Jahren – und der Preis war immer ein Thema“, erwiderte Johann Ziller und machte in diesem Kontext auf eine geschlechterspezifische Ungleichheit in Familienhaushalten aufmerksam: „Bei uns sind 70 % der Kundinnen die Kaufentscheider – und die fragen nach pflegeleichten Vinylböden.“ Es sei eine Aufgabe des Handels und des Handwerks, die Argumente der Nachhaltigkeit von Holzböden zu vermitteln. „Die Chance dafür ist heute besser denn je.“

Imke Laurinat
Aktuelle Marktumfrage: Etwas mehr Zuversicht in der Parkettbranche
Foto/Grafik: SN-Verlag
Parkett Magazin fragte Branchenvertreter aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette Parkett nach der Stimmung in ihren Unternehmen und den Märkten im ersten Quartal 2025.
Aktuelle Marktumfrage: Etwas mehr Zuversicht in der Parkettbranche
Foto/Grafik: SN-Verlag
Bernhard und Thomas Zehetmaier: „Das Endkundengeschäft mit privaten Renovierungen entwickelt sich seit Januar bei uns in der Region stark.“
Aktuelle Marktumfrage: Etwas mehr Zuversicht in der Parkettbranche
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Markus Schwab (rechts im Bild): „Der Holzgroßhandel ist immer ein bisschen verzögert – wenn die Nachfrage im Handwerk anzieht, dauert es etwas, bis das bei uns ankommt.“
Aktuelle Marktumfrage: Etwas mehr Zuversicht in der Parkettbranche
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Maik Möhle (Holzring) und Stefan Röller (Holzland): „Sehr vorsichtiger Optimismus für den Parketthandel insgesamt.“
Aktuelle Marktumfrage: Etwas mehr Zuversicht in der Parkettbranche
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Klaus Brammertz: „Wir haben in der Parkettbranche nie gelernt, sinnvoll zu kooperieren und an einem Strang zu ziehen.“
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Johann Ziller, im Bild links mit Gerold Schmidt: „Die Bodenbildung ist erreicht.“
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