21.12.2021

Innung Nordost: „Das ,Wir-Gefühl’ hat eine neue Bedeutung erhalten“

Nach einer fast zweijährigen coronabedingten Pause hatte die Innung Parkett und Fußbodentechnik Nordost im Herbst wieder zu einer Präsenzmitgliederversammlung eingeladen und viele reguläre, Gast- und Fördermitglieder folgten dem Ruf und fanden sich in Potsdam ein. Einer der wichtigsten Programmpunkte waren die Neuwahlen des Vorstandes. Der langjährige Obermeister Torsten Weber stand nach neun Jahren nicht mehr für eine weitere Amtszeit zur Verfügung. Zu seinem Nachfolger wurde Holger Wiehle gewählt, als dessen Stellvertreter Robert Mutschall. Weitere Vorstandsmitglieder sind Ricco Zellhuber (Lehrlingswart), Guido Barth, Ericco Krügerke, Ronny Wagner, Tom Willner und Wolfram Ziegst. Auch der Rechnungs- und Kassenprüfungsausschuss wurde mit Gerd Kleditzsch und Lars Wagner neu besetzt. Torsten Weber wurde zum Ehrenobermeister ernannt, am Festabend wurden zudem Jungmeister sowie die Landessieger der Parkett- und Bodenleger gewürdigt.

In seinem Rechenschaftsbericht hatte Torsten Weber zuvor die Innung als „gut aufgestellt“ bezeichnet und berichtete von vollen Auftragsbüchern der Betriebe. Sehr kritisch seien die aktuellen Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und die damit einhergehenden Preiserhöhungen. Positiv bewertete er, dass das „zeitweilig abhandengekommene ,Wir-Gefühl’“ in Corona-Zeiten eine neue Bedeutung erhalten habe. Zur neuen Innungssatzung merkte er an, diese würde noch einige Anpassungen erfahren und stehe dann bei der Frühjahrsversammlung 2022 zur Abstimmung.

Neben den Regularien und Vorstandswahlen kam auch die fachtechnische Weiterbildung nicht zu kurz. Neben Workshops der Fördermitglieder Mapei, Murexin und Kern präsentierten sich Fördermitglieder in einer ansehnlichen Ausstellung, darüber hinaus erwartete das Auditorium Vorträge von drei Experten: Ehrenmitglied Norbert Strehle referierte über geeignete Bodenbeläge für Alten- und Pflegeheime, Ehrenobermeister Joachim Barth mahnte am Beispiel eines Schadensfalls zur Vorsicht bei Fußbodenheizungs-Sonderkonstruktionen, und Dominik Kison vom Institut für Fußbodentechnik in Koblenz sprach über Calciumsulfatestriche.

In einer abschließenden Frage- und Antwortrunde kamen unter anderem vollflächig auf OSB geklebte Designbeläge, nicht prüfbare Heizprotokolle und die Rolle des Bauherren bei Bedenkenanmeldungen zur Sprache.

„Bedenkenanmeldungen nicht bei Gegengutachten zurücknehmen“

„Wir bewegen uns auf unseren Baustellen ständig in einem Minenfeld, können in irgendeine Falle tappen“, unterstrich Dominik Kison in seinem Vortrag über Prüfpflichten am Beispiel der Tragfähigkeit eines Calciumsulfatestrichs. „Baustellenprüfungen, wie wir sie gelernt haben, werden neuerdings öfter in Frage gestellt.“ Parkett- und Bodenleger nutzen dazu die üblichen baustellengeeigneten Maßnahmen: Sichtprüfung, Drahtbürste, Gitterritz- und Hammerschlagprüfung. „Andere Möglichkeiten hat der Handwerker auf der Baustelle nicht.“ Wenn die Prüfungen des Handwerkers dann zur Bedenkenanmeldung führen, sieht er sich immer häufiger mit einem Gegengutachten konfrontiert. Darin heiße es in aller Regel, dass die geäußerten Bedenken nicht gerechtfertigt sind. Das neue Gutachten zieht dazu oft andere Prüfverfahren heran, bei denen Scherfestigkeit, Stempelhaftzugprüfung und die Biegezugfestigkeit in den Vordergrund rücken, die Matrix des Estrichquerschnitts keine Rolle spielt.

Das kann nicht sein, schüttelte Kison den Kopf. „Prüft eure Untergründe nach den euch zur Verfügung stehenden Methoden, mit baustellenüblichen Mitteln, und wenn die Estriche dabei auffällig sind, meldet Bedenken an. Wenn dann ein vom Bauherrn hinzugezogener Sachverständiger zu dem Ergebnis kommt, dass der Estrich super ist, kann und darf das kein Grund sein, Bedenken zurück zu nehmen oder sie zurückweisen zu lassen. Wenn also ein solcher Sachverständiger sagt, der Estrich sei ok, hafte er für seine Aussage.“ Nach entsprechender Anweisung des Auftraggebers könne dann mit der Verlegung begonnen werden.

Peter Mau

Lesen Sie den vollständigen Bericht von der Mitgliederversammlung der Innung Nordost in Parkett Magazin 1/22.
Innung Nordost: „Das ,Wir-Gefühl’ hat eine neue Bedeutung erhalten“
Foto/Grafik: SN-Verlag/Peter Mau
Volles Haus: Der Einladung nach Potsdam waren 51 Mitgliedsbetriebe und 38 Gast- und Fördermitglieder gefolgt.
Innung Nordost: „Das ,Wir-Gefühl’ hat eine neue Bedeutung erhalten“
Foto/Grafik: SN-Verlag/Peter Mau
Workshops und eine ansehnliche Ausstellung im Foyer.
Innung Nordost: „Das ,Wir-Gefühl’ hat eine neue Bedeutung erhalten“
Foto/Grafik: SN-Verlag/Peter Mau
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Foto/Grafik: SN-Verlag/Peter Mau
Der neue Vorstand (v.l.): Robert Mutschall (stv. Obermeister), Ricco Zellhuber, Tom Willner, Guido Barth, Holger Wiehle, Ronny Wagner, Wolfram Ziegs, Ericco Krügerke.
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