28.10.2025

FEP: „Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten“

So zahlreich wie selten und so bunt gemischt wie selten war das Teilnehmerfeld der 69. Generalversammlung der FEP, des Verbandes der Europäischen Parkettindustrie, und des 49. Parkettkongresses, dieses Jahr in Stockholm. Parketthersteller aus dem Süden und Norden, Westen und Osten Europas kamen in der schwedischen Hauptstadt zusammen, darunter viele neue und und auch viele junge Gesichter. Sie erlebten zum Auftakt der Veranstaltung ein spektakuläres Galadinner im Vasa-Museum, direkt unter dem Bug der schwedischen Kriegsschiffs-Legende, die bei ihrer Jungfernfahrt sank. Und am Folgetag ein abwechslungsreiches Programm, unter anderem mit Zahlen, Fakten und Prognosen zu internationalen Parkettmärkten sowie zum Weltholzmarkt.

Der erneute Teilnehmerrekord, die Belebung des Plenums durch zahlreiche Erstgäste und die angeregten Gespräche in den Pausen zeigen: Die Branche lebt. Zeigen auch, dass die Branche den Bedarf und Wunsch zum Austausch hat. In herausfordernden Zeiten erhofft man sich eben, dass vielleicht ein anderer die zündende Idee oder Lösung für die drängendsten Probleme hat. Dass die Vertriebsmannschaften auf dem anhaltend schwachen Markt um jeden Quadratmeter Parkett kämpfen, spielt hier keine Rolle.

„Wir navigieren auf Sicht“

FEP-Präsident Lorenzo Onofri skizzierte in seiner Begrüßungsrede das komplexe politische und wirtschaftliche Umfeld, mit dem die Parkettbranche seit Jahren konfrontiert ist, das Unsicherheit und Unvorhersehbarkeit mit sich bringt und es unmöglich mache, mittel- und langfristige Strategien und Perspektiven zu entwickeln. „Wir navigieren auf Sicht.“ Das seien die schlechtesten Voraussetzungen, um sich Herausforderungen zu stellen und rationale Entscheidungen zu treffen.

Aber die FEP unternehme ihr Möglichstes, um die Interessen der Mitglieder und der Branche insgesamt zu schützen. Als Beispiel nannte der Stile-Geschäftsführer das Antidumping-Verfahren gegen chinesisches Parkett, das auch Wirkung gezeigt habe. „Das ist ein großer Erfolg, aber ich muss zugeben, dass er aufgrund politischer Entscheidungen der EU-Kommission etwas verwässert wird“, sagte Onofri offen. „Angesichts neuer Handelsprobleme mit den USA scheint Europa seine Haltung gegenüber chinesischen Produkten im Allgemeinen etwas zu mildern, um die europäischen Exportmöglichkeiten nicht übermäßig einzuschränken.“ Es sei daher entscheidend, „dass wir geeint und entschlossen bleiben, um sicherzustellen, dass unsere Interessen in Europa gut vertreten werden“. Für zusätzliche Unwägbarkeiten sorge der US-Präsident mit den Strafzöllen für europäische Importe. „Die FEP wird sich dafür einsetzen, dass es zumindest für die Zollcodes unter Abschnitt 4418 keine Gegenmaßnahmen gibt, damit Parkett von den von den Strafzöllen betroffenen Produkten ausgenommen bleibt“, versprach Onofri, „denn die USA sind mittlerweile der zweitwichtigste Exportmarkt außerhalb der EU für die europäischen Hersteller“.

Gemeinsame Werbebotschaft der Branche

Höchste Aufmerksamkeit verdient für ihn zudem eine klare Kommunikation und Image-Aufwertung von Parkett bzw. Holzböden. Auch das verlange Zusammenhalt in einer sehr fragmentierten Branche, die aus einigen wenigen großen Akteuren, vielen mittleren und vor allem kleineren, oft familiengeführten Betrieben bestehe. „Das ist eine Stärke und eine Chance für die Produktdifferenzierung, kann aber auch einschränken.“

Der FEP-Präsident warb dafür, dass die großen Player eine Führungsrolle übernehmen und die kleineren sich zusammenschließen und gemeinsame Kommunikationsstrategien verfolgen, um den Markt auf allen Ebenen zu erreichen. Onofris Kernbotschaft: „Diese Maßnahmen sollten zunehmend alle Bereiche der Lieferkette einbeziehen, angefangen bei Rohstofflieferanten und Zulieferern über Produzenten, Vertrieb und Handel bis hin zum verlegenden Handwerk.“ Wobei die Initiative von der Parkettindustrie als zentralem Dreh- und Angelpunkt ausgehen müsse, indem sie eine gemeinsame Message festlege. In diesem Zusammenhang kommt für Onofri der Auftritt der Branche auf der Domotex große Bedeutung zu: „Damit können wir europäischen Hersteller uns als wichtige Akteure präsentieren, unsere Sichtbarkeit erhöhen und mit Fachleuten aus der ganzen Welt in Kontakt treten.“

Zuwachs auf 91 Mitglieder

Er appellierte an die Mitglieder, sich mit ihren Anliegen an den FEP-Vorstand zu wenden und lud Nicht-Mitglieder ein, sich dem Verband anzuschließen. „Wie wir gesehen haben, können durch das aktive Engagement der Mitglieder greifbare Ergebnisse erzielt werden.“ In diesem Zusammenhang wiederholte er seinen bereits 2024 in Wien geäußerten Vorschlag, den Verband für weitere Stufen der Wertschöpfungsketten zu öffnen, um die Basis zu verbreitern, noch mehr Stimmen und Gewicht zu erlangen.

Seit der letzten Tagung hat die FEP bereits neun neue Mitglieder gewonnen: Stauf aus Deutschland, Mafi aus Östereich, Lareco, Paged Plywood und Podlogi aus Polen, Adisport und Brondello Erminio aus Italien und Grato aus Spanien. Ausgeschieden sind demgegenüber nur zwei, LPM aus Deutschland durch Insolvenz und das britische Unternehmen Miro Forestry and Timber Products. Damit zählt der Verband nun insgesamt 91 Mitglieder.

Veränderungen im Vorstand

Bei den turnusgemäßen Vorstandswahlen wurde das Mandat von Präsident Lorenzo Onofri um weitere zwei Jahre verlängert, ebenso die Mandate der Mitglieder Dr. Peter M. Hamberger, Javier Hervás, Jean-Marc Legrand, Johan Magnusson, Niclas Wullt und Patrick Hardy. Filip Galekovic war erst 2024 für zwei Jahre in den Vorstand gewählt worden.

Nachdem er die Führung seines Unternehmens an seinen Sohn übergeben hat, trat Karl Scheucher sen. nach 17 Jahren Vorstandsarbeit bei der FEP nicht zur Wiederwahl an. Dem Österreicher, stets klar, besonnen und unaufgeregt, ob seiner Klugheit und Kompetenz hoch geschätzt in FEP-Kreisen und darüber hinaus, wurde mit Standing Ovations gedankt. Für ihn rückte Dipl-Ing. Josef Stoppacher nach, der seit 2017 Weitzer Parkett lenkt. Außerdem in den Vorstand gewählt wurde Barlinek-CEO Wojciech Michalowski, ebenfalls Dipl.-Ing und seit 2013 an der Spitze des größten europäischen Parkettproduzenten.

Noch nicht abzusehen war in Stockholm, dass zwei namhafte und langjährige Teilnehmer zum letzten Mal dabei sein würden. Kurz nach dem Event schied Dr. Peter M. Hamberger als CEO und Geschäftsführer der Hamberger-Gruppe aus und Bernhard ter Hürne, seit 2024 geschäftsführender Alleingesellschafter von ter Hürne, verstarb Ende September relativ plötzlich nach kurzer, schwerer Krankheit. Sie werden fehlen.

Lobbyarbeit zeigt Wirkung

FEP-Geschäftsführerin Isabelle Brose informierte detailliert über Ergebnisse und Erfolge der umfassenden Lobbyarbeit. Die Aktionsfelder reichen vom bereits erwähnten Antidumping-Verfahren über die EUDR, deren Umsetzung dank der Intervention der FEP und anderer Verbände um ein Jahr verschoben wurde, die Arbeit an EU-Initiativen wie Wood4Real, WoodPoP, Circular Choices bis hin zu handelspolitischen Themen sowie regulierenden Instrumenten wie der neuen Bauproduktenverordnung (mehr darüber in Parkett Magazin 5-25).

Die nächste FEP-Generalversammlung markiert ein Jubiläum: sie ist die 70. Veranstaltung, flankiert vom 50. Parkettkongress - also doppelter Grund zum Feiern. Dazu lädt die FEP vom 11. bis 12. Juni 2026 nach Madrid ein.
Claudia Weidt


FEP 2025

European Parquet Federation (FEP)
SQ Europe
Square de Meeûs, 35
BE-1000 Brussels
Tel: + 32 474 545951
parquet.net, realwood.eu
info@parquet.net

Vorstandsvorsitz: Lorenzo Onofri (Stile)
Vorstandsmitglieder: Filip Galekovic (PPS Galekovic), Patrick Hardy (Bauwerk Group), Dr. Peter M. Hamberger, Javier Hervàs (Mariano Hervàs), Jean-Marc Legrand (Berry Alloc/BIG), Johan Magnusson (Kährs Group), Wojciech Michalowski (Barlinek) Josef Stoppacher (Weitzer Parkett), Niclas Wullt (Tarkett)
Geschäftsführung: Isabelle Brose
Mitglieder: 91, davon 58 Hersteller, 25 Zulieferer, 8 Landesverbände
Zugänge: 9 – Adisport (I), Brondello Erminio (I), Grato (ES), Lareco (PL), Mafi (A), Paged Plywood (PL), Podlogi (PL), Stauf (D), Stöckl (A)
Abgänge: 2 – LPM (D), Miro Forestry and Timber Products (UK)
FEP: „Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten“
Foto/Grafik: FEP
FEP-Galadinner in außergewöhnlicher Location: unterhalb des Bugs des schwedischen Nationalheiligtums Vasa.
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Foto/Grafik: SN-Verlag
Lorenzo Onofri: „Auf der Domotex können wir europäischen Hersteller uns als wichtige Akteure präsentieren, unsere Sichtbarkeit erhöhen, und mit Fachleuten aus der ganzen Welt in Kontakt treten.“
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Isabelle Brose berichtete von der erfolgreichen Lobbyarbeit der FEP - allein und in Kooperation mit anderen Verbänden.
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Foto/Grafik: SN-Verlag
Kährs-CEO Johan Magnusson begrüßte als Vertreter des Gastgeberlandes die Versammlung und umriss den Bodenbelagsmarkt in der Parkettnation Schweden, die sowohl das Mehrschichtparkett erfunden als auch das erste Klickparkett eingeführt hat. Den Bodenbelagsmarkt bezifferte er auf einen Wert von ca. 360 Mio. EUR, die sich zu 67 % auf den Wohnbereich und zu 33 % auf das Objekt verteilen. Im Wohnsegment (ca. 260 Mio. EUR Umsatz, ca. 10 Mio. m2) behaupten sich unverändert Parkett- und Holzböden mit einem Anteil von 35 % an der Spitze, vor Laminat und Vinyl. Als wichtige Hersteller nannte Magnusson neben dem eigenen Haus Tarkett, Berg & Berg, Baseco und Ekebo Svenska. Laminat hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren, Vinyl ist auch in Schweden die schnellstwachsende Produktgruppe in einem stark geschrumpften Markt. Als große Herausforderung sieht Magnusson, junge Arbeitskräfte für die (Parkett-)Branche zu gewinnen und zu motivieren. „Vielleicht wäre das auch eine Aufgabe für die FEP?“
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Foto/Grafik: SN-Verlag
Rechtsanwalt Yuriy Rudyuk, VBB Partner, gab ein Update zu den Antidumping-Zöllen auf chinesisches Mehrschichtparkett. „Mehrere europäische Industrien sind aufgrund der gestiegenen Kosten nicht mehr in der Lage, mit den günstigeren Chinesen zu konkurrieren. Damit sind sie nicht nur im direkten Wettbewerb im Nachteil, sondern die Folgen sind auch geringere Produktion in der EU und höhere Lagerbestände.“ Die Antidumping-Zölle seien das einzige Werkzeug, um die europäische Industrie gegen unfaire Mitbewerber zu schützen und würden zunehmend eingesetzt. Auch wenn sich die Europäische Kommission im letzten Moment entschieden habe, die endgültigen Antidumping-Zölle auf China-Parkett gegenüber den vorläufigen zu reduzieren, sei trotzdem ein Effekt sichtbar geworden: „Die Importe aus China sind auf das Niveau von 2019 gesunken.“ Die Strafzölle gelten nun bis Juli 2030. Bis dahin - und auch danach - wird die EU prüfen, ob sie umgangen werden, zum Beispiel durch eine Modifizierung der Produkte oder alternative Einfuhrwege. Im Zweifelsfall würden die Antidumping-Maßnahmen darauf ausgeweitet.
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Frederic Jacques, Manager Hardwood and Flooring QWEB, beleuchtete die Abhängigkeit der kanadischen Holz- und Parkettindustrie vom US-Markt. Aber: Die USA brauchen auch Holz und Parkettböden von ihrem Nachbarland. Prognosen gehen von steigenden Ausgaben in Hausbau und -renovierung aus und die USA verfügen nicht über genügend Holz aus eigener Produktion. Der kanadische Parkettmarkt ist seit dem Peak 2016 um 33 % eingebrochen. Vor allem Massivholzböden leiden. Die Endkunden tendierten zunehmend zu Fertigparkett und günstigen China-Importen. Hinzu kommt erschwerend, dass die Chinesen seit der Einführung der US-Strafzölle auf China-Ware ihren Druck auf den kanadischen Markt weiter erhöht haben.
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Jean-François Guilbert, der für French Timber, die Weltholzmärkte beobachtet, konnte nicht die sehnlichst erwartete Entspannung an der Eiche-Front melden - zumindest nicht bei französischem Rundholz: „Die Preise sind seit 2021 um 50 % gestiegen. Auch 2025 haben sie nicht nachgegeben. Das Preisniveau wird hoch bleiben.“ Frankreich war noch 2023 der wichtigste Lieferant für Eichenrundholz für China; 2024 sind die Franzosen auf Platz 2 gefallen, hinter die USA. Außerdem haben die Chinesen deutlich mehr Eiche importiert aus der Slowakei, Deutschland, Kroatien, Slowenien und Tschechien, ebenso aus Serbien, Österreich und Bosnien-Herzegowina.
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Sonia Wedell-Castellano, Global Director Domotex bei der Deutschen Messe: „Wir bieten der Parkettbranche in Kombination mit der von der Domotex gesponserten FEP-Lounge wieder eine gemeinsame, internationale Bühne - einen Ort, an dem Parkett als wertiges, charakterstarkes Produkt sichtbar und erlebbar wird.“
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Angeregte Gespräche in der Pause: die Parkettbranche hat den Bedarf und Wunsch zum Austausch.
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