01.12.2025
Parkett-Restauratoren: Wie profitieren die jungen Master-Absolventen?
Mit dem Abschluss „Master Professional – Restaurator im Parkettlegerhandwerk“ haben im Herbst 2024 die ersten acht Parkettleger die auf DQR 7-Niveau hochgestufte Berufsbildung erfolgreich abgeschlossen. Im Januar 2026 beginnt in der Fuldarer Propstei Johannesberg ein neuer Kurs. Parkett Magazin wollte von den Erstteilnehmern wissen, was sie rückblickend für sich und ihre Arbeit von der Fortbildung mitgenommen haben.
Die Restauratoren-Fortbildung gilt als Königsdisziplin im Parkett-Handwerk – wer an ihr teilnimmt, sattelt in der Regel auf die Parkett- oder Bodenleger-Meisterprüfung auf oder kann einen adäquaten Abschluss beispielsweise als Holztechniker vorweisen. Außerdem braucht es Bereitschaft zu aktiver Mitarbeit und einem Zeitinvest von rund 20 Wochen Unterricht plus Heimarbeit während des eineinhalb Jahre dauernden Lehrgangs unter Federführung der Fachgruppe Parkettrestauratoren im Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik (BVPF). Im fachspezifischen Teil mit rund 500 Std. vermitteln die Dozenten aus der Fachgruppe unter denkmalpflegerischen Gesichtspunkten Kompetenzen wie Holzerkennung, Intarsienzuschnitt und traditionelle Verleim- und Oberflächenbehandlungstechniken. Dazu kommen der fachübergreifende Teil mit rund 300 Std. in der Propstei Johannesberg in Fulda sowie 800 Std. im Selbststudium und für die Projektarbeit.
Die Kosten für den Lehrgang, der nach dem Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetz zu einem großen Teil gefördert wird, belaufen sich auf insgesamt mindestens 12.000 EUR.
Was ist der Lohn für all die Anstrengung? Parkett Magazin fragte sechs Erstabsolventen des „Master Professional – Restaurator im Parkettlegerhandwerk“, warum sie die Fortbildung gemacht haben, was sie aus der gemeinsamen Zeit mitgenommen haben und wie sie von der höheren Qualifikation jetzt profitieren.
Warum haben Sie die Fortbildung auf sich genommen?
Felix Bauer: Das Restaurieren von Parkettböden ist die Königsdisziplin in unserer Branche. Es braucht sehr viel spezifisches Fachwissen, um die alte Substanz nachhaltig zu erhalten. Häufig steht man vor Herausforderungen, die das „kleine 1 x 1 der Parkettleger“ übersteigen – und da knüpft der Restaurator an. Für mich war immer klar, dass ich so viel wie möglich in meinem Beruf wissen und erlernen möchte und da kommt man um den Master Professional nicht drum herum. Der Kurs hat mir noch mal eine ganz andere Sicht auf unser Handwerk gegeben und mir gezeigt, dass es zur Lösung von Herausforderungen mehr als nur den „Schulbuchweg“ gibt.
Regina Fraunhofer: Ich wollte mich weiterbilden, alte Techniken kennenlernen und mein berufliches Netzwerk erweitern.
Eddy Keilbach: Aus Interesse an traditionellem Handwerk und zur Wissensvertiefung und Erweiterung im Parkettleger-Handwerk.
Christian Killer: Ich suchte generell eine fachlich tiefgreifendere Weiterbildung. Da mir ein möglichst substanzschonender Umgang mit dem Rohstoff Holz am Herzen liegt, wollte ich meinen theoretischen und praktischen Wissensstand im Bereich der Oberflächenbehandlung ausbauen.
Angelika Kranl: Ich bin grundsätzlich jemand, der von Bildung nicht genug bekommen kann. Als klar war, dass es knapp wird mit der Teilnehmerzahl und somit das Zustandekommen des Kurses an der Kippe stand, entschied ich mich dazu, mitzumachen und meiner Neugier wieder einmal nachzugeben. Ganz ohne Erwartungen und ganz ohne damit zu rechnen, einen Abschluss zu schaffen. War ich doch die Einzige, die aus einer anderen Richtung kam und direkt vom Parkett-Verlegen noch wenig Ahnung hatte.
Lars Wildermann: Schon während meiner Ausbildung habe ich mich stark für den Bereich Restaurierung interessiert. Die Gesellenausbildung zum Restaurator war für mich damals jedoch keine Option. Über den Umweg der Meisterausbildung, bei der schließlich der Kurs zum Master Professional Restaurator im Parkettlegerhandwerk angeboten wurde, war für mich klar: Das ist meine Chance, mein Wissen im Bereich Denkmalpflege und Restaurierung gezielt zu vertiefen. Mit diesem Kurs konnte ich die Schnittstelle zwischen traditionellem Handwerk, moderner Technik und wissenschaftlichen Methoden weiter ausbauen.
Was hat Ihnen während der Fortbildung besonders gefallen?
Bauer: Dass der Kurs sowohl theoretische als auch praktische Inhalte bietet. Es ist kein stures auswendig lernen. Häufig haben wir Themen theoretisch bearbeitet und anschließend in der Werkstatt getestet und durchgeführt.
Fraunhofer: Mir haben vor allem die Kollegialität, der Zusammenhalt und das Erlernen neuer Techniken gefallen.
Keilbach: Vieles – die Art des Wissensvermittlung, das Miteinander der Kursteilnehmer, das neue und erweiterte Netzwerk und die ausführliche Holzkunde.
Killer: Ich konnte innerhalb der Gruppe gut netzwerken. Ebenso nahm ich im praktischen Unterricht sehr viele Inhalte mit, die mir in meinem beruflichen Alltag einen Mehrwert bieten. Von einem intensiveren Verständnis beispielsweise in der Fleckenbeseitigung, bis hin zur Rekonstruktion einer Tafel mit entsprechender Rahmenfüllungskonstruktion zur Herstellung meiner eigenen Intarsie. In der Fachtheorie wurden uns mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, die uns im Bereich der Restaurierung zur Verfügung stehen. Ganz Besonders gefiel mir dabei die Reversibiliät in der Holzoberfächenbehandlung und Retuschierung von Fehlstellen.
Kranl: Zuerst fällt mir da der Zusammenhalt der Gruppe ein. Innerhalb der 1,5 Jahre hat sich eine Gemeinschaft gebildet, in der sich eine auf den anderen verlassen kann. Auch wenn es teilweise anstrengend war, sich immer wieder auf die Reise von Wien nach Fulda zu begeben, freute ich mich stets darauf, alle wiederzusehen und darauf, auf Augenhöhe voneinander lernen zu können. Sowohl die Dozenten als auch die Mitstudierenden hatten viel Fachliches in Praxis und Theorie weiterzugeben. Dabei spielte die Praxiswoche in der Heidecksburg eine entscheidende Rolle. Da wurde nämlich sichtbar, wie alle anpackten und alles ineinander griff, so dass am Ende ein sehr gutes Ergebnis zu sehen war, mit dem die Auftraggeber äußerst zufrieden waren.
Wildermann: Besonders wertvoll war der Austausch mit Dozenten und Kollegen aus dem gleichen Gewerk. Dadurch habe ich neue Perspektiven gewonnen und konnte mein handwerkliches Wissen um restauratorische und konservatorische Ansätze erweitern. Die praxisnahen Inhalte, kombiniert mit fundiertem theoretischem Fachwissen, waren eine ideale Ergänzung zum Arbeitsalltag.
Was erwarten Sie sich von der erlangten Qualifikation?
Bauer: Unser Handwerk noch besser zu verstehen. Ich stelle häufig fest, dass ich auf das erlernte Wissen bei Alltagsproblemen zurückgreifen kann, zum Beispiel bei Fleckenbeseitigungen und Grundreinigungen oder auch bei Reparaturen. Es muss nicht immer die große Restaurierungsbaustelle mit Tafelparkett sein. Viele Herausforderungen sind in der Restaurierung die gleichen wie bei einem neuen Parkettboden.
Fraunhofer: Ich erwarte mir die Möglichkeit, hin und wieder auf besonderen Baustellen arbeiten zu können.
Keilbach: Ich hatte Erwartungen an die Praxis bezüglich Schneiden von Intarsien mittels der Dekupiersäge und dem sicheren Umgang mit alten, historischen Parkett- und Dielenböden.
Killer: Ich erwarte mir die Erschließung neuer Marktfelder und Akzeptanz/Gehör von Denkmalämtern und akademischen Restauratoren. Mit meinem Abschluss möchte ich meinen Anteil zu einem ressourcenschonenden Einbau und Erhalt von Parkett- und Holzböden geben.
Kranl: Ich erhoffte mir, fachlich viel dazuzulernen, um die komplexen Gegebenheiten, die beim Parkettverarbeiten grundsätzlich, aber natürlich speziell im Umgang mit historischem Holz zu beachten sind, im Überblick zu haben. Da jedem klar war, dass wir in Zukunft nicht ausschließlich mit erhaltenswertem, gealtertem Parkett zu tun haben werden, habe ich mich darauf gefreut, das erworbene Wissen auch auf modernen Baustellen oder bei aktuellen Schadens-Begutachtungen anwenden zu können. Außerdem war ich gespannt darauf, inwieweit neue Technologien der Holzverarbeitung (Bauforensik, minimalinvasive Bohrlochinjektion, mobile CNC-Fräse, CAD-Zeichnen) in den Unterricht einfließen und wurde in dieser Hinsicht nicht enttäuscht.
Wildermann: Durch den Kurs und die Zusammenarbeit mit den Kollegen wurde mir schnell klar, dass Restaurierung nur im Miteinander funktioniert. Diese Erkenntnis hat mich am Ende auch dazu bewogen, den Schritt in die Selbständigkeit zu gehen. Das große Netzwerk innerhalb der Fachgruppe eröffnet laufend spannende Projekte, die in der Regel nur gemeinsam erfolgreich umgesetzt werden können. Gleichzeitig stärkt die Qualifikation das Vertrauen von Auftraggebern, die ein hohes Maß an Fachwissen und Sensibilität bei der Arbeit an historischen Böden erwarten.
Was haben Sie schon umgesetzt?
Bauer: Anfang des Jahres haben wir einen alten Felder-Boden von 1860 ausgebaut, getrocknet, restauriert und wieder eingebaut. So etwas macht einen stolz, wenn man der erste Mensch seit 160 Jahren ist, der diesem Boden ein zweites Leben geschenkt hat. Eine andere große Sache war die Restaurierung des Tafelparkettbodens im Palais Chotek in Wien, die unter der Leitung von Martin Kranl mit einigen Teilnehmern des letzten Restauratorenkurses durchgeführt wurde. Es macht Spaß, zusammen mit Gleichgesinnten zu arbeiten. Die Gruppe und der in unserem Kurs entstandene Zusammenhalt werden mir auch weiterhin von großem Nutzen sein.
Keilbach: Durch den Einsatz der minimalinvasiven Bohrlochinjektion konnte ich schon historische und moderne Parkettböden retten. Außerdem haben sich die Sichtweise auf und der Umgang mit Parkett- und Dielenböden bei der Renovierung verändert.
Killer: Ich habe den ersten kleinen Fuß in die Tür meiner regionalen Denkmalämter und Architekten im Bereich Denkmalpflege bekommen. Der Aufbau bzw. Einbau von Restaurierungsarbeiten in meinem Betrieb und Beteiligung an ersten restauratorischen Projekten. Diese Markterschließung bedarf jedoch noch viel meiner Aufmerksamkeit in der Zukunft!
Kranl: Es ist erstaunlich, wie viel von dem im Master-Professional-Lehrgang für Parkettrestauratoren erworbenen Wissen ich seit dem Abschluss bereits anwenden konnte. Sei es Holzartenerkennung durch mikroskopische und makroskopische Untersuchungen, Kontrolle auf Schimmelbefall nach einem Wasserschaden mittels der bildgebenden Analyse der Bauforensik, Erhalten von schadhaften Parkettböden (Decklamellenablösungen und Hohlstellen) durch Unterspritzen von Kleber.
Am meisten freut es mich, dass ich gerade an der Realisierung eines großen Projektes in Wien beteiligt bin, bei dem über 100 Jahre alter Tafelparkett in den Frühstücksräumen eines Hotels aufbereitet und wieder eingebaut wird. Auch hier gefällt es mir, dass sowohl alte Handwerkstradition als auch neue Technologien angewendet werden und somit ineinandergreifen. Was mir ebenso großen Spaß macht, ist es, in jungen Menschen die Begeisterung zu wecken, handwerklich tätig zu sein. Ich binde unsere Lehrlinge wo es geht in restauratorische Tätigkeiten mit ein und begleite sie auf dem Weg zu kompetenten Fachleuten.
Wildermann: Bereits kurz nach Kursabschluss konnte ich die erlernten Techniken und Methoden erfolgreich einsetzen – beispielsweise durch minimalinvasive Injektionen zur Rettung historischer Parkettflächen. Dank des starken Netzwerks in der Branche und innerhalb der Restauratorengruppe konnten bereits neue Projekte umgesetzt werden. Bei Fragen rund um das Thema Parkett ist der Austausch mit Kurskollegen für mich eine wertvolle Unterstützung.
ila
Mehr aus dem Parkettleger-Handwerk lesen Sie in der aktuellen Ausgabe von Parkett Magazin.
Alle Infos zum Master Professional:
parkettrestauratoren.net
propstei-johannesberg.eu
aufstiegs-bafoeg.de